Bayern
MITTEN IN BAYERN
Tonnenschweres Geschenk
Von Katharina Schmid
Ein
Denkspiel. Angenommen, von ein- und derselben Sache existieren zwei
Varianten, eine große, teure und eine kleine, günstige. Und angenommen,
alle Beteiligten sind sich einig und wollen die kleine, günstige und
nicht die große, teure Variante, was bekommen sie dann? Richtig, die
große, teure natürlich.
Aber
von vorn. Die Rede ist von einer Fähre, jener zwischen Maria- und
Stephansposching. 89 Jahren lang hat die alte Seilfähre ihren Dienst
getan und die Menschen sicher über die Donau gebracht. Sie war 19 Tonnen
schwer, hatte ein Nutzlast von 13 Tonnen und kostete bei ihrer
Anschaffung, nun ja, zumindest weniger, als die neue das tun wird.
Angetrieben wurde sie, befestigt an einem Seil, das über die Donau
gespannt war, allein von der Strömung. Fortschrittlich, könnte man in
Zeiten von Energiewende und klar definierten Klimaschutzzielen denken,
umweltschonend und einfach im Betrieb zugleich. Diese Fähre, die vor
allem Radltouristen, Landwirte und Berufspendler über die Donau gebracht
hat, ist im Herbst wegen eines Fehlers des Fährmanns gesunken.
Nun
bekommen die Maria- und Stephansposchinger Bürger eine neue Fähre,
damit sie auch in Zukunft die Donau sicher überqueren können. Die neue
Fähre soll 54 Tonnen schwer werden, eine Nutzlast von 20 Tonnen haben
und 1,1 Millionen Euro kosten. Und weil so ein Monstrum von Fähre
sowieso zwei starke Motoren braucht, wird das alte Seilsystem nicht mehr
gebraucht. Diesel statt Wasserkraft, heißt die Devise. Keiner versteht
die Welt mehr, heißt es vom Bund Naturschutz und den Anwohnern, die per
Unterschriftenliste kundgetan haben, dass sie das alte Fährsystem
beibehalten wollen. Selbst der zuständige Landrat ist nicht glücklich
und sagt, die Politik habe sich nur schweren Herzens zur neuen Lösung
durchringen können. Hauptgrund ist das liebe Geld. Denn nur wenn die
neue Fähre den Richtlinien einer „schwimmenden Kreisstraße“ entspricht,
gibt es die 50-prozentige Förderung vom Staat. Und deshalb bekommen die
Maria- und Stephansposchinger Bürger, sollte der Kreistag am Montag
endgültig dafür stimmen, nun zu 50 Prozent geschenkt, was sie zu 100
Prozent gar nicht haben wollten.